Besuch der Ausstellung „20 Jahre danach – Der Nagelbombenanschlag auf der Keupstraße“
Am 14. Juni 2024 haben wir, der Q1 Projektkurs Debattieren, uns in Begleitung von Frau Vatancı und Frau Weber auf den Weg zur IGIS (Integrierte Gesamtschule Innenstadt) gemacht. Dort durften wir auf Einladung von Herrn Lehmann, der Lehrer an der IGIS ist, eine Ausstellung besuchen, die die AG „IGIS gegen Rassismus“ in Zusammenarbeit mit der Initiative „Her yer Keupstraße ist überall“ zur Erinnerung an den Nagelbombenanschlag auf der Keupstraße am 09.06.2004 vorbereitet hat. Am besagten Tag platzierte ein Mitglied des rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ein Fahrrad vor dem Friseursalon „Kuaför Özcan“ in der Keupstraße in Köln-Mülheim. Im Fahrradkoffer lag eine Nagelbombe bestehend aus etwa 5,5kg Sprengstoff und über 700 Nägeln mit zehn Zentimetern Länge. Wenig später explodierte sie. 22 Menschen wurden dabei verletzt, vier von ihnen schwer.
Nach unserer Ankunft im Kammermusiksaal der IGIS und einführenden Worten durch Karmen Frankl von der Initiative „Her yer Keupstraße ist überall“ haben wir uns exklusive Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm „Der Kuaför [türk.: Friseur] aus der Keupstraße“ angesehen und sind in einen ersten Austausch gekommen. Besonders an dem Film ist, dass er die Perspektive der Betroffenen in den Fokus rückt und zeigt, wie sie damals zu Unrecht verdächtigt wurden, selbst für den Anschlag verantwortlich gewesen zu sein. Bis der NSU sich sieben Jahre später selbst enttarnt und zu den Taten bekennt, leiden die Menschen auf der Keupstraße unter den Anschuldigungen und der Diffamierung.
Im Anschluss an den Filmausschnitt hatten wir die Möglichkeit, uns an verschiedenen Stationen mit dem Anschlag auf die Keupstraße auseinanderzusetzen. So waren z. B. zurückgebliebene Elemente aus dem Friseursalon Özcan, der bei dem Anschlag zerstört wurde, die 10 Zentimeter langen Nägel aus der Nagelbombe und originale Tatortfotos, die eine Stunde nach dem Anschlag geschossen wurden, ausgestellt. Darüber hinaus konnten wir uns über weitere, leider zahlreiche, Opfer des NSU informieren, ihnen gedenken und uns an interaktiven Stationen austauschen sowie Gedanken und Appelle festhalten. Insgesamt war es unserer Ansicht nach ein emotionales und hautnahes Erlebnis.
Für mich als Enkelkind eines „Gastarbeiters“ war die Ausstellung sehr berührend, da ich als Mensch mit Migrationshintergrund ebenfalls in das Opferprofil rechtsextremer Gruppen passe und mich mit den Menschen, die in dieses Land kamen, um ein besseres Leben zu führen und durch rechten Terror so tragisch ums Leben kamen, identifizieren kann. Ich bin schockiert über die unzähligen rassistisch motivierten Attentate und umso stolzer auf die Ausstellung und die Menschen, die sich bemühen, dem Hass in der Welt entgegenzuwirken.
Wir bedanken uns bei der IGIS und der Initiative „Her yer Keupstraße ist überall“ für die Einladung und Organisation.
von Nisa Salgut, Q1
„Die Würde ALLER Menschen ist unantastbar.“ (aus einer Notiz auf der APPELLE/GEDANKEN-Tafel)